Starke Tipps für starke Nerven

Erschienen in Lisa Ausgabe #20/25

Unser Multitasking-Alltag belastet Körper und Seele oft mit Dauerstress. Wie gerade Frauen lernen können, öfter mal „nein“ zu sagen.

Die Arbeit perfekt erledigen, Haushalt und Kinder organisieren, sich um die kranken Eltern kümmern und dabei noch ein offenes Ohr für die Probleme der anderen haben – die Summe unserer vielen täglichen Aufgaben kann stressig sein. „Mental Load“ wird die gerade bei Frauen typische Belastung genannt. Sie kümmern sich um jeden und alles, vernachlässigen dafür aber eigene Bedürfnisse. Auf Dauer kann diese Überlastung krank machen, sie äußert sich z.B. in Schlafstörungen, gereizter Stimmung, Kopf- und Rückenschmerzen oder Verdauungsproblemen.

Es allen recht zu machen, rächt sich irgendwann

„Wir Frauen geben oft Liebe in die Welt. Das ist zwar schön, es fördert bei uns aber meist weitere Erschöpfung“, bringt es Prof. Mandy Mangler, Chefärztin der Klinik für Gynäkologie am Vivantes Auguste-Viktoria-Klinikum in Berlin, auf den Punkt. In ihrem Podcast „Gyncast“ (Spotify) spricht sie offen über Frauengesundheit. Ihr Tipp: Häufiger „nein“ sagen. „Achtsamkeit, Selbstbewusstsein und das Beachten der eigenen Interessen sind wirklich wichtig.“ Gar nicht so leicht, denn mit der Fähigkeit zum Multitasking setzen sich Frauen oft selbst noch zusätzlich unter Druck.

Wichtige Werkzeuge zur Selbstfürsorge sind ausreichend Schlaf, eine ausgewogene Ernährung, Sport und Bewegung. „Achtsamkeitstechniken wie Yoga oder Meditation und das Bewusstsein für den eigenen, tiefen Atem können helfen, mit den persönlichen Ressourcen behutsamer umzugehen“, rät Prof. Mangler. Auch soziale Beziehungen sind nützlich, um Stress zu bewältigen. „Ihr Potenzial als stärkender Faktor wird häufig unterschätzt.“

Damit dafür auch Raum im Alltag gesichert ist, empfiehlt es sich, feste Termine im Kalender einzutragen. Auch sogenannte Mikropausen sind laut der Expertin oft schon wirksam: der Blick aus dem Fenster, eine Tasse Tee. „Dieses Innehalten lässt sich nutzen, um schöne ,Glimmer‘-Momente zu genießen, die uns leicht und glücklich machen, etwa der Lieblingssong, der im Radio kommt.“

Auch Arbeit kann sinnstiftend sein und so Stress lindern, man sollte sich aber auch nicht mit „guten“ Aufgaben überladen. Im Gegenteil: Es ist heilsam, auf einiges zu verzichten. „Das ist leichter gesagt als getan“, sagt Prof. Mangler. „Man muss ertragen, dass andere die Dinge nicht so machen wie man selbst.“ Der Schlüssel zum Glück: Gelassenheit lernen. „Es hilft, sich zu verinnerlichen, dass man es niemals allen recht machen kann – also kann man es gleich so machen, wie man möchte.“