Brauche ich wirklich Hormone?

Erschienen in Lisa Ausgabe #41/24

In den Wechseljahren sind viele verunsichert. Sich mit Stimmungsschwankungen, Hitzewallungen und Schlafstörungen herumquälen – das müsste eigentlich nicht sein. Viele Frauen scheuen sich aber, trotz Wechseljahresbeschwerden den sinkenden Sexualhormon-Spiegel mit Arzneien auszugleichen.

Dabei überwiegen die Vorteile. „Eine individuell angepasste Hormonersatztherapie (HRT) kann Frauen, die unter Hitzewallungen und nächtlichem Schwitzen leiden, sehr gut helfen. Aber auch andere belastende Beschwerden wie Knochen- und Gelenkschmerzen können damit erfolgreich therapiert werden“, erklärt Frauenärztin Dr. Judith Bildau, die kürzlich auch Sprecherin beim BXX-Wechseljahrs-Event war.

Die Produktion des Sexualhormons Östrogen beginnt in der Pubertät und sorgt für Fruchtbarkeit. Ab einem Alter von 45 Jahren wird bei den meisten weniger Östrogen gebildet.

Großer Nutzen, Mini-Risiko

Verbreitet sind Ängste vor einem erhöhten Brustkrebsrisiko. Unbegründet, sagt Dr. Bildau. Ein synthetisches Hormon, Gestagen, könne die Krebsgefahr zwar leicht erhöhen – aber lange nicht so stark wie Alkoholkonsum oder Übergewicht. „Bioidentisches Progesteron erhöht das Risiko laut Studien gar nicht oder nur minimal.“ Die HRT hat sogar mehr positive Effekte: „Sie schützt sehr gut vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen – Todesursache Nummer 1 bei Frauen – sowie vor Gebärmutterschleimhaut- und Darmkrebs.“ Ein weiteres Frauenleiden, Knochenschwund (Osteoporose) kann durch die Therapie ebenfalls vermieden werden. „Sie wirkt stabilisierend auf die Knochendichte“, so die Frauenärztin. Die eingesetzten sogenannten bioidentischen Botenstoffe sind besonders sicher. „Sie sind identisch mit den menschlichen Hormonen.“ Grundbaustein ist Diosgenin, das aus der Yamswurzel gewonnen und im Labor aufbereitet wird. Während des schwankenden Hormonspiegels in den Wechseljahren kann auch synthetisches Gestagen nötig sein.

Wie lange eine HRT dauern soll, dürfen Frauen individuell entscheiden. „Einige versuchen, sie nach gefühltem Ende der Perimenopause abzusetzen oder auszuschleichen, andere nehmen sie weiter. Aber: Nach dem Absetzen fällt dann auch die präventive Wirkung wie der Knochen- oder Herzschutz weg.“