Nervenstark durch das Hormon-Chaos

erschienen in Frau im Trend Ausgabe 40/24

Körper und Seele sind eng miteinander verbunden – das zeigt sich besonders stark, wenn Frauen in die Wechseljahre kommen. Es treten nicht nur körperliche Symptome wie Hitzewallungen oder Gewichtszunahme auf. Auch viele Gedanken schwirren im Kopf herum. „Mit der Menopause kommen Themen zum Abschluss. Mit ihr muss die Endlichkeit der Fruchtbarkeit verkraftet werden. Der Sommer neigt sich gen Herbst des Lebens, das Alter tritt stärker in den Blick“, erklärt Dr. Heike Melzer, Fachärztin für Psychotherapie. Doch Veränderungen können auch eine Chance sein.

„Eine Schublade geht zu – und eine andere auf“

„Vielen Frauen hilft es, wenn sie die Wechseljahre nicht als Schicksal, sondern als evolutionär sinnvolle Einrichtung betrachten“, erklärt Dr. Melzer. Zudem bietet das Ausbleiben der Menstruation und damit verbundener emotionaler Achterbahnfahrten auch Möglichkeiten für Freiräume. „Dort, wo eine Schublade zugeht, geht eine neue auf. Frauen können so z.B. besser in der Lage sein, Grenzen zu setzen, auf sich selbst aufzupassen oder ihrem Leben noch einmal eine völlig neue Richtung geben“, sagt die Expertin.

Doch es gibt Frauen, die nicht motiviert nach vorne-, sondern wehmütig
zurückblicken oder sogar alte Lebenskonzepte hinterfragen. „Wenn durch die Menopause alte Wunden aufreißen oder ernsthaft psychische Auffälligkeiten über mehrere Wochen oder gar Monate auftreten, sollten Frauen psychotherapeutische Hilfe in Erwägung ziehen“, rät Dr. Melzer. Denn schwere Selbstwertprobleme, tiefe Trauer   oder auch Essstörungen lassen sich schwerlich in Eigenregie lösen.

Je nach Biografien und Symptomen können hier verschiedene Therapieansätze Verwendung finden. „Oft reichen schon wenige Sitzungen, um den Kernthemen auf die Spur zu kommen“, sagt die Expertin. In schwereren Fällen kann eine längerfristige Verhaltens- oder auch Sexualtherapie sinnvoll sein.

Positiv auf die Psyche wirkt auch ein geregelter Tagesablauf wie regelmäßige Bewegung, gesunde Ernährung und möglichst wenig Stress von außen. Sehr wichtig ist zudem ein offenes Gespräch in der Familie oder mit dem Partner. Denn gerade das Thema Sexualität betrifft die Männer ebenso. „Nicht nur, weil es bei ihrem weiblichen Gegenüber zu Hormonveränderungen kommt, sondern auch bei ihnen selbst. Hier ist es wichtig, offen darüber zu sprechen, ob z.B. eine Hormonersatztherapie ein Schritt wäre oder Bereiche der Sexualität Veränderungen bedürfen.“